Unser Verständnis von Selbstbehauptung
Deshalb geht es in der Selbstbehauptungsarbeit insbesondere darum, "... Jungen hinsichtlich einer Sensibilisierung für Alltagskonflikte, der Eigen- und Fremdwahrnehmung und der Gewahrwerdung eigener Bedürfnislagen wie hervorgehoben auch derjenigen ihrer jeweiligen Gegenüber nachhaltig zu schulen. In der steten Abfolge von Übungen und Spielen und Gesprächen in vertrauensvoller Atmosphäre erleben Jungen Solidarität und erfahren, dass sie mit ihren emotionalen Bedürfnissen und Nöten unter Jungen nicht allein sind. Das Thema Männlichkeit wird auf allen Ebenen eingeflochten, um die Jungen nachvollziehen zu lassen, in welchen Momenten sie auf welche Weise durch vorgegebene Bilder von Männlichkeit beeinflusst (und manipuliert) werden. Jungen entdecken [...], warum sie wann welche (geschlechtstypischen) Strategien verfolgen und üben gegebenenfalls sozial- und persönlichkeitsverträglichere Handlungsalternativen ein." (mannigfaltig e.V. 2007, 14)
Handlungsziele in der Selbstbehauptungsarbeit mit Jungen*
Entsprechend des Alters und der Gruppenzusammensetzung werden im Rahmen der Selbstbehauptungsarbeit mit Jungen* in Anlehnung an mannigfaltig e.V. (2007, 16 und 62) folgende Aspekte eingehend bearbeitet:
- Sensibilisierung für den eigenen Körper und neue Körperwahrnehmungen,
- das Empfinden von Gefühlen als wichtige Lebensäußerung begreifen,
- Wahrnehmen eigener Gefühle, sie benennen können und Entdecken von Ausdrucksformen für die eigenen Gefühle (Gestik und Mimik),
- Entdecken der eigenen Angst als eine konstruktive und produktive Wahrnehmung,
- Wahrnehmen der eigenen und fremden Grenzen und Anerkennen der Unversehrtheit des
- eigenen (Selbstfürsorge) und fremden Körpers als wertvolles Gut,
- Erlangen eines Zugangs zu den eigenen Sinnen (insbesondere der Intuition),
- Reflexion des eigenen Verhaltens,
- Bewusstwerden und Erlernen von alternativen Handlungs- und Lösungsmöglichkeiten in für die Jungen bedrohlichen Situationen (jenseits von jungentypischer Gewalt),
- Erlernen von Techniken, eigene Grenzen deutlicher nach außen sichtbar und vertretbar zu machen,
- Erfahren der eigenen Stärken und Kompetenzen,
- Erarbeiten von Fähigkeiten, Grenzen zu setzen und zu akzeptieren (Nein sagen, Stop-Signale),
- Erprobung von alternativen Begegnungsformen zwischen Jungen, um dem Bedürfnis nach Körperkontakten gerecht zu werden (Stichwort: z.B. "kontrolliertes, regelgeleitetes Ringen").
Themen der Selbstbehauptungsarbeit mit Jungen*
- Begegnung und Kontakt mit anderen,
- Nähe und Distanz im Umgang mit anderen Menschen,
- eigene Stärken, Ressourcen und Potenziale,
- Wahr- und Ernstnehmen der eigenen Gefühle,
- Selbst- und Fremdwahrnehmung,
- Stärke, Kraft und Power,
- Erfahrungen von Macht und Ohnmacht,
- eigene Grenzen wahrnehmen und setzen,
- die Grenzen anderer Menschen erkennen, respektieren und wahren,
- Gewalt,
- Verhaltensmöglichkeiten in Konflikten,
- Vertrauen in sich selbst und in andere Menschen,
- Kooperation mit anderen,
- Hilfe holen,
- Junge*-Sein.
Methoden der Selbstbehauptungsarbeit mit Jungen*
- Übungen zum Kennenlernen und Begegnen,
- Spiele, die Spaß machen und "Regelhandeln" einüben,
- Methoden zur Förderung der Selbst- und Körperwahrnehmung,
- Körperübungen zum Erfahren eigener und fremder Grenzen (z.B. zu Nähe und
- Distanz),
- Übungen zur Ermöglichung ungewohnter Erfahrungen (z.B. Ruhe- und Entspannungsübungen),
- Übungen zu Solidaritätserlebnissen innerhalb der Jungen*gruppe,
- Übungen zur grenzachtenden Dynamik,
- Übungen aus dem Bereich des fairen Kämpfens (z.B. Kampfesspiele),
- Einüben von Techniken zur Selbstbehauptung (Schulung von Körperhaltungen, Nutzung von Sprache und Stimme als Instrument der Stärke und Abgrenzung, Nein sagen, ...),
- Methoden aus der biografischen Arbeit,
- erlebnispädagogische Übungen zu Vertrauen und Kooperation,
- Interaktionsübungen,
- Rollenspiele und theaterpädagogische Methoden,
- Übungen aus der Gestaltarbeit,
- Übungen aus der Gewaltprävention,
- Übungen zur Wahrnehmung der eigenen Stärken sowie zum Abgleich von Selbst- und Fremdwahrnehmung,
- Übungen zur Wahrnehmung von Diversität,
- Feedback-Methoden,
- Gesprächskreise.