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Von der Idee ...

Der Boys' Day wurde 2011 erstmals als bundesweiter Aktionstag ausgerufen. Der Untertitel lautete damals schon "Jungen-Zukunftstag", weshalb es uns wichtig erschien, anläßlich dieses Tages ein genau auf dieses Thema zugeschnittenes Angebot für Jungen* vorzuhalten.

Relativ schnell verständigten wir uns darauf, dass wir für die Jungs keine pädagogische Gruppenarbeit im klassischen Sinne anbieten würden. Vielmehr schwebte uns ein Angebot vor, bei dem ...

  • die Jungen* auf spielerische Art und Weise an die für sie möglicherweise zukünftig relevanten Fragen und Entscheidungen herangeführt werden sollten,
  • die Jungen* im Team zusammenarbeiten und bezüglich der wichtigen Fragen und Entscheidungen, die zu treffen sein würden, miteinander in Austausch und Diskussion gehen sollten,
  • die einzelnen Jungen*-Teams für die Dauer des Spiels bzw. des Angebotes durch einen Mann* mit entsprechender Lebenserfahrung begleitet und beraten werden sollten. Dadurch sollte eine Beziehung zwischen den Jungen* und dem Mann entstehen, in der der jeweilige Mann* auch hinsichtlich persönlicher Fragen und Entscheidungen berichtet, wie er diese und/ oder ähnliche Situationen in seinem Leben gemeistert und dabei vielleicht auch Erfolg und/ oder Mißerfolg gehabt hat.
... zur Umsetzung ...

Die Idee einer spielerischen Gestaltung konnten wir - anfangs waren wir zu dritt - recht schnell vorantreiben und schließlich ein Spiel-Konzept entwickeln, das uns relativ nah an der Lebensrealität von (jungen) Männern* zu liegen schien und gleichzeitig viel Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum für die Jungen* ließ.

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Den Kommunikations- und Kooperationsaspekt realisierten wir im Spiel, indem wir uns dafür entschieden, jeweils 2 (oder ggf. auch 3 Jungen*) eine Spielfigur über das Spielbrett und damit durch das Leben bewegen zu lassen. Über diesen rein verbalen Austausch bauten wir mittels einiger Aufgabenstellungen aus dem Bereich alltäglicher Verrichtungen, der Erlebnispädagogik sowie handwerkliche, kreative und soziale Herausforderungen in das Spiel (und somit auch in die Erfahrung der teilnehmenden Jungen*) ein.

Den Kontakt zu und die Begegnung mit realen, greifbaren Männern* lösten wir dadurch, dass wir männliche Kollegen, die in anderen Arbeitsfeldern, bei anderen Trägern, in anderen Einrichtungen und Institutionen tätig waren und/ oder sind und mit Jungen* und jungen Männern* arbeite(te)n, gewannen, die sich als Ansprechpartner und auch für persönliche Kontakte mit den Jungen* zur Verfügung stellten. Dabei möchten wir an dieser Stelle noch einmal allen Kollegen (und zum Teil auch deren Praktikanten) danken, die uns auf diese Weise unterstützten und die Veranstaltung mit diesem Erfolg erst möglich machten...

Recht schnell wurde deutlich, dass wir diese Männer* im Vorfeld in das Spielkonzept einweihen mussten, damit sie ihre Aufgabe auch ausfüllen konnten. So - und dies behielten wir die ganzen Jahre über bei - führten wir die unterstützenden Männer* im Rahmen eines Arbeitstreffens der AG Jungenarbeit in das Spiel ein und trafen uns jeweils auch im Nachgang der Boys' Day-Veranstaltung, um - ihre jeweils verschiedenen Erfahrungen im Spiel, gleichzeitig aber auch ihre Fachkompetenz nutzend - gemeinsam zu reflektieren und das Spiel auf diesem Weg stetig weiter zu entwickeln. So gab es zwar jährlich die gleiche Veranstaltung, doch war das Spiel an sich in jedem Jahr anders. Zudem konnten die teilnehmenden Jungen* auch die anstehenden Entscheidungen anders als im Vorjahr treffen und somit u.U. einen völlig anderen Weg einschlagen...

Auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für die Veranstaltung boten sich einige Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Jena aufgrund ihrer Größe, Ausstattung und Lage (gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln) an. Jährlich wechsel(t)en wir den Veranstaltungsort und versuchten dabei auch zwischen den verschiedenen Stadtteilen zu wechseln. Auf diesem Wege lern(t)en die teilnehmenden Jungen* die breite Palette dieser offenen Einrichtungen sowie deren jeweilige Angebote kennen und knüpf(t)en auch bereits Kontakte zu den vor Ort tätigen Sozialpädagog*innen. Auf diesem Wege profitier(t)en auch die Einrichtungen von unserer Veranstaltung.

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... bis hin zu Ablauf, Aufbau und Weiterentwicklung des Spieles

Nach einer anfänglichen Begrüßung der Jungen* und der Vorstellung der Teamer* hat sich - als spielerischer Einstieg in den Aktionstag - eine Aufstellung der teilnehmenden Jungen* und Männer* bewährt, bei der sich alle nach Größe, Alter, Wohnort bzw. Stadtteil, besuchte Schule und Schulform usw. aufstellen, so dass die Jungen* sehen können, wer außer ihnen anwesend ist. Für die unterstützenden Kollegen* ist dies auch sehr aufschlussreich. Zudem kommen alle - Jungen* wie auch Teamer* - spielerisch in Kontakt miteinander.

Nach der Bildung der einzelnen Teams werden die Teamer* zugelost (oder manchmal auch durch die Jungen* aktiv ausgewählt). Jedes Team erhält einen gemeinsamen Fragebogen zum gegenseitigen Kennenlernen (Name, Alter, Hobbys, angestrebter Schulabschluss und Berufsziele). Anschließend einigen sich die Jungen* unter Beachtung ihres angestrebten Schulabschlusses auf drei mögliche Berufsziele für ihre Spielfigur. Der Beruf, den sie im Spiel erlernen, wird ausgewürfelt mittel eines Schaumstoffwürfels, der je zweimal die Ziffern von 1 bis 3 enthält. Diese Würfel dienen später im Ziel auch zum Vorwärtskommen auf dem Spielfeld sowie zur zufälligen Bestimmung einiger ausgewählter Fragen des Berufs- und Lebensweges.

Das Spielfeld wandelte sich bereits beim zweiten Durchgang des Spiels: Während es 2011 noch eine kreisrunde Form hatte, bei jedes Kreis-Viertel für verschiedene Lebensalter stand (Ausbildung, Einstieg ins Berufsleben/ frühes Erwachsenenalter, mittleres und spätes Erwachsenenalter), gestalteten wir es schon 2012 in eine "6" oder wahlweise auch eine "9" um, bei der das offene Ende am Spielstart die Ausbildungszeit symbolisiert(e). Diesem Lebensabschnitt galt fortan auch besonderes Augenmerk, weil er für die Jungen* noch be-greifbar nahe lag, während zu späteren Lebensabschnitten weniger konkrete Vorstellungen vorhanden waren und sind.

Nach dem Ausbildungsabschnitt erfolgt mit der Bewerbung um eine Arbeitsstelle die Einmündung in einen Kreis, der letztendlich so oft absolviert werden kann, wie das Team es schafft oder wie es motiviert ist. Dieser Kreis steht symbolisch für das Arbeitsleben; umfasst aber auch viele, das Privatleben betreffende Frage- und Aufgabenstellungen. Immer wieder tauchte die Frage auf, welche Zeitspanne eine solche Runde umfasse. Hierauf gibt es keine endgültige Antwort, da die verstrichenen Zeiträume subjektiv verschieden lang erscheinen können, so dass die Jungen* die Dauer der einzelnen Runden auf die Lebensspanne gesehen jeweils individuell festlegen können.

Einkommen und Ausgaben monatlich; anfangs Finanzübersicht, später mit Geldscheinen, so dass sie ihr Einkommen in die Hand bekommen, und dann ihre Ausgaben auch aus dieser Handkasse machen und immer sehen können, was noch übrig ist

so können sie auch, falls das Geld knapp wird, bestimmte Entscheidungen neu diskutieren und ggf. Änderungen vornehmen

kurze Fahrschulbögen später ergänzt

dazu übergegangen, jedem Team einen Ordner auszuhändigen, in dem sich im Laufe des Spiels wichtigen Unterlagen befinden und auch die aktuellen Fahrzeuge, Wohnungen, Urlaub usw. befinden, so dass hier der Spielverlauf dokumentiert ist und auch alle aktuellen Einnahmen und Ausgaben jederzeit nachzuvollziehen sind

breite Palette an Wohnungen, Verkehrsmitteln, Urlauben, Versicherungen usw., einige nach dem Prinzip "Wer zuerst kommt, malt zuerst.", andere ausreichend verfügbar (z.B. Monatsticket für den Nahverkehr) --> wurde und wird immer komplexer

Beim Einstieg in und während des Ausbildungsabschnitts sind folgende Aufgaben zu erfüllen und Entscheidungen gemeinsam zu treffen:

  • Aufgaben rund um das Bewerbungsverfahren um eine Ausbildungsstelle (von der Frage, was alles zu einem Bewerbungsschreiben gehört, bis hin zu kleinen Rollenspiel-Sequenzen aus Bewerbungsgesprächen),
  •  

Aufgaben/ Herausforderungen im Arbeitsleben:

  •  

Die in "A Man's Life-Spiel Dein Leben!" integrierten Aufgaben wandelten sich im Laufe der Zeit:... bis hin zum T-Shirt-Bügeln, Knopf annähen, Fenster putzen, Wäsche sortieren und Waschmittel, dessen Dosierung und Waschmaschineneinstellung (Programm, Temperatur) entsprechend einstellen

über den Einbezug von Frauen in den Aktionstag (Yoga-Übungen und Bogenschießen anleitend) - Irritationen bei den Jungs, vermeintlich männeruntypische Aktionen einbauen

Konkurrenz-Aspekt tritt zunehmend in den Hintergrund, so sehr sind die Jungen* in die Steuerung ihrer Spielfigur vertieft

Brandmal

gemeinsames Mittagessen; oft nach dem Essen weiterspielen, andere z.T. auch Fußball gespielt (je nach vorhandenen Möglichkeiten vor Ort)

kurze Pausen individuell im Team abgestimmt

Reflexionsbogen gemeinsam im Team

Abschlussrunde: Erfahrungen schildern und was nehmt ihr mit?

Ziele, Möglichkeiten und Grenzen von "A Man's Life - Spiel Dein Leben!"

hoher personeller Aufwand... Über die Verwunderung des damaligen Sozialdezernenten der Stadt Jena, dass so viele Männer sich um so wenige Jungen kümmern

über Ziele, Möglichkeitsräume, über die Grenzen des Spiels...

und ganz am Ende noch die Galerie einfügen... gemischt aus den verschiedenen Jahren oder chronologisch mit zugehöriger Jahreszahl


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2011


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2012


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2013


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2014


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2015


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2016

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Veröffentlichung

Nach dem zweiten Durchlauf von "A Man's Life - Spiel Dein Leben!" anläßlich des Boys' Day 2012 haben wir einen Artikel über unseren Aktionstag geschrieben, der in 'Switchboard. Zeitschrift für Männer und Jungenarbeit' Nr. 201 (Winter 2012) veröffentlicht wurde (und im folgenden für Interessierte zum Download bereit steht).

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Unsere Aktion war lange Zeit auf der Boys' Day-Website in der Rubrik 'best practice' gelistet, was u.a. dazu führte, dass verschiedene Träger und Initiativen aus dem Bundesgebiet nachfragten, ob sie das Spiel nicht auch bei sich durchführen könnten.

Die Idee, eine ausführliche Dokumentation des Spiels zu erstellen und die Materialien entsprechend aufzubereiten, damit es - nach Anpassung an die lokalen und regionalen Gegebenheiten vor Ort - auch anderswo durchführbar wäre, konnten wir leider noch nicht in die Tat umzusetzen...

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Ganz zum Schluß...

... sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt, dass schon ganz zu Beginn, in der Reflexionsrunde im Anschluß an den ersten Durchlauf von "A Man's Life - Spiel Dein Leben!" anläßlich des Boys' Day 2011, die Idee entstand, das Spiel auch mit gemischten Gruppen durchzuführen, ob nun in Form einer Veranstaltung im Rahmen des Boys' & Girls' Day oder als Projektangebot für Schulklassen. Diese Idee faszinierte uns zwar, doch setzten wir sie bisher nicht in die Tat um. Dennoch griffen wir die Idee einer gemeinsamen, geschlechtersensibel geplanten und durchgeführten Veranstaltung für Mädchen* und Jungen* 2017 wieder auf und planten - gemeinsam mit unseren Kolleg*innen - einen gemeinsamen Aktionstag im Rahmen des Girls' & Boys' Day, da wir der Überzeugung sind, dass alle Menschen in unserer Gesellschaft - egal welches Geschlecht ihnen zugeschrieben wird oder welchem sie sich selbst zugehörig fühlen, sich mit ihrer eigenen Zukunft wie auch mit den Lebens- und Zukunftsvorstellungen anderer Menschen beschäftigen sollten, da dies im "wahren Leben" auch unumgänglich ist: Solche Fragen werden in allen Formen von Beziehungen gemeinsam ausgehandelt. Und diese Aushandlungsprozesse müssen bei Mädchen* und Jungen* gleichermaßen initiiert und angestoßen werden. Für solche Prozesse braucht es (erlebbare) erwachsene Vorbilder und Reflexionsmöglichkeiten der direkt oder indirekt vermittelten Bilder von Geschlechterverhältnissen in Beziehungen (und öffentlichen Diskursen). Es geht uns nicht darum, Mädchen* und Jungen* gleich zu machen oder Unterschiede zu verwischen; vielmehr ist unser Ansatz, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede für alle sicht-, erleb- und verstehbar zu machen sowie mit und an den Unterschieden zu arbeiten und einen guten Umgang damit sowie auch miteinander zu finden.

Schon einige Jahre zuvor hatten wir mit den Boys' Day-Koordinatoren diesbezüglich Rücksprache gehalten und die Auskunft erhalten, dass "Mischangebote" (= gemeinsame Angebote für Mädchen* und Jungen*) bereits kurz nach der Eintragung im Boys' Day-Radar möglicherweise aussortiert werden würden...

Nach der Eintragung unseres geschlechtergemischten, aus geschlechterreflektierender Perspektiver heraus geplanten Angebotes '#machichmorgen' passierte folgendes:

  • Das Angebot erschien vorerst im Boys' Day-Radar.
  • Im Girls' Day-Radar wurde unser Angebot gleich aussortiert und gar nicht erst veröffentlicht.
  • Auch im Boys' Day-Radar wurde unser Angebot kurz darauf gelöscht.

Nach Rücksprache mit Sascha Meinert von der bundesweiten Boys' Day-Initiative und der Vorlage eines Konzepts zu unserem Veranstaltungsangebot erschien das Angebot wieder im Boys' Day-Radar (vielen Dank noch einmal an dich, Sascha!) und wurde letztlich von uns auch durchgeführt. Auf der Girls' Day-Seite erschien es nicht... gar nicht ... schade ...